Allgemeines

Die Mittelwelle ist vielen von alten Röhrenradios bekannt, auf deren Skala man Programme aus ganz Europa finden konnte. In der Zeit, in der es noch kein UKW gab, war dies neben der Langwelle und der Kurzwelle der einzige Verbreitungsweg für Radioprogramme. Zur damaligen Zeit hatte die Mittelwelle also große Bedeutung, während sie heute kaum mehr gehört wird.

Der Mittelwellenbereich erstreckt sich von 531kHz bis 1611 kHz. Dieser Bereich wird unterteilt in Frequenzen im 9kHz Abstand, weshalb es also 121 Kanäle auf MW gibt, auf denen gesendet werden kann. In Amerika ist die Mittelwelle im Abstand von 10kHz belegt und geht bis ca. 1800 MHz. Für gewöhnlich kann man im Bereich oberhalb 1600 MHz so manchen Piratensender hören. Da neue Empfänger mit digital einstellbarer Frequenz abrupt bei 1611 MHz enden, ist der Empfang dieser Piratensender meist nur mit alten Kofferradios mit analoger Abstimmung oder speziellen Weltempfängern möglich.

Das Spektrum der Rundfunkwellen

Bodenwelle und Raumwelle

Charakteristisch ist für den Mittelwellenbereich, dass man tagsüber nur wenige Stationen aus der Umgebung empfangen kann, jedoch ab der Dämmerung sehr viele Sender im gesamten Frequenzbereich. Dies liegt daran, dass sich die Signale im Mittelwellenbereich auf zweierlei Art und Weise ausbreiten können:

Empfang direkt

Zum einen geradlinig, ähnlich wie man es von UKW kennt, d.h. je nachdem, wie stark gesendet wird, beträgt die Reichweite zwischen wenigen Kilometern oder mehreren 100 km. Diese Welle nennt man Bodenwelle. Sie trägt also dazu bei, dass Sie tagsüber ein paar wenige Mittelwellensender aus Ihrer näheren Umgebung empfangen können. Je kleiner die Frequenz, desto weiter reicht die Bodenwelle, weshalb die Reichweite von Mittelwellensendern im Allgemeinen etwas weiter als die vergleichbarer UKW-Sender ist.

Empfang indirekt

Das ausgesendete Signal strahlt natürlich ebenso Richtung Himmel. Ab der Dämmerung ist eine Schicht, die sog. Ionosphäre fähig, Wellen im Mittelwellenbereich zu reflektieren. Aus diesem Grunde kann man also abends und nachts sehr viel mehr Sender empfangen, da man nicht mehr nur auf das direkte Signal angewiesen ist, sondern auch das reflektierte Signal empfangen kann. So können sehr viel grössere Entfernungen überbrückt werden, es ist möglich, zusätzlich zu den nahegelegenen Sendern, Sender aus ganz Europa zu empfangen. Diese Welle nennt man die Raumwelle.

Amplitudenmodulation (AM)

Oftmals wird die Mittelwelle (zusammen mit der Langwelle) auch als AM bezeichnet. AM steht für Amplitudenmodulation und bezeichnet die Art und Weise, wie die zu übertragenden Töne auf die sog. Trägerfrequenz, also auf die Frequenz, die man dann am Empfänger einstellen muss, aufmoduliert wird.

Trägerwelle
Bild 1

Für jeden Punkt wird also die Amplitude (der Wert in y-Richtung) der Grundschwingung der Trägerfrequenz (siehe Bild 1) mit dem Betrag der Amplitude des zu übertragenden Signals (siehe Bild 2) multipliziert, das ergibt dann die fertige Welle (siehe Bild 3).

Signalwelle
Bild 2

Je lauter der zu übertragende Ton, desto größer also die Amplitude der resultierenden Welle. Je höher der zu übertragende Ton, desto größer die nötige Bandbreite. D.h., die übertragbare Maximalfrequenz wird durch die erlaubte Bandbreite des AM-Signals eingeschränkt.

AM modulierte Welle
Bild 3

Es gibt noch ein Sonderform der Amplitudenmodulation, die Einseitenband-Amplitudenmodulation (SSB). Hier spart man sich einfach einen der beiden Teile der Welle (oben oder unten). Aus diesem Grunde braucht man weniger Amplitude und bringt in der selben Bandbreite höhere Frequenzen des Signals unter. Allerdings benötigt man hierfür etwas aufwendigere Empfänger, die aus diesem "halben" Signal wieder das ursprüngliche rekonstruieren können.

Das menschliche Ohr kann jedoch Schall bis zu 20kHz hören. Fehlen Frequenzen unterhalb von 16kHz, äussert sich dies in einem dumpferen Klang. Die Klangqualität der Mittelwelle ist nun gegenüber UKW um einiges schlechter. Dies liegt daran, dass der Kanalabstand bei 9kHz liegt. Die Bandbreite ist hierzulande aus diesem Grunde auf 4,5 kHz begrenzt. D.h, die maximal übertragbare Frequenz liegt bei 4,5 kHz. Deshalb fehlen bei der Mittelwelle die Höhen.

Ein weiteres Problem, das die Amplitudenmodulation mit sich bringt, ist die hohe Störanfälligkeit. Störungen haben fast immer eine feste Frequenz, aber meist eine hohe Amplitude. Da die Information über das Signal über die Amplitude "kodiert" ist, ergeben sich natürlich aus den hohen Amplituden der Störfrequenzen ein hoher Störpegel, der sich in Knacksern, Rauschen oder Brummen äußert. Schwierigkeiten bereiten v.a. Halogenlampen, aber auch bei Autos der Motor, die Lüftung oder die Bordelektronik.

Stereo auf Mittelwelle?

Hierzulande ist die Mittelwelle nur in monophoner Qualität zu empfangen, Stereo ist bei der ohnehin engen Bandbreite undenkbar. Allerdings wird in Amerika und auch bei einigen wenigen Stationen in Europa in Stereo gesendet. Mittels spezieller Verfahren kann man hier trotz der niedrigen Bandbreite ein Stereosignal unterbringen. In Amerika ist dies einfacher möglich, da dort mit 10kHz ein breiteres Kanalraster existiert. Allerdings beeinträchtigt die Stereoausstrahlung natürlich die Klangqualität und hat sich nicht verbreitet durchgesetzt, weshalb es kaum Empfänger gibt, die Stereosendungen auf Mittelwelle auch in Stereo empfangen können. Weitere Infos zu AM-Stereo gibt es unter http://users.hfx.eastlink.ca/~amstereo/.

Zukunft der Mittelwelle

Der bessere Klang von UKW hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass zumindest hierzulande die Mittelwelle ein Schattendasein führt. Kaum jemand kennt mehr diesen Bereich. Gerade in Deutschland gab es bis vor Kurzem auf Mittelwelle nur die selben Programme wie auf UKW. Viele der ARD-Anstalten fuhren die Sendeleistung zurück, um Strom zu sparen, wodurch die Mittelwellen immer schlechter zu empfangen wurden. Kein Grund also für die meisten Leute, auf Mittelwelle umzuschalten, wenn man das Programm sowieso in besserer Qualität auf UKW empfangen kann. Einzig bei einem Auslandsaufenthalt greifen so manche auf die Mittelwelle zurück, um zumindest abends und nachts ihre Sender aus der Heimat zu hören.

Große Hoffnungen wurden in Digitalisierung der AM-Bänder gesetzt. Das hierzu genutzte Verfahren heißt DRM (Digital Radio Mondiale) und sollte eine Renaissance für diese Wellenbereiche sein. Aufgrund der geringen Verfügbarkeit von massentauglichen Empfangsgeräten und den atmosphärischen Störungen, die auch vor digitalen Signalen keinen Halt machen, konnte sich dieses System nicht durchsetzen. Die Zukunft der Mittelwellenausstrahlungen ist derzeit ungewiss. In einigen europäischen Nachbarländern wurden die Sendeleistungen teils drastisch rduziert oder die Sendungen eingestellt. Die deutschen Mittelwellensender stehen Stand 2014 auch auf dem Prüfstand.

Wo finde ich eine Frequenzliste aller MW-Sender?

In der Sender-Tabelle der jeweiligen Länder werden in einer gesonderten Tabelle auch die AM-Frequenzen aufgeführt, soweit im jeweiligen Land auf den AM-Bändern gesendet wird.

Eine komplette und übersichtlichere Auflistung finden Sie unter http://www.mwlist.org/, der MWLIST, die auch Mittelwellenfrequenzen enthält.